publications » Textilkunst 2-1995

Objekte von Leena Naumanen

Die Künstlerin Leena Naumanen studierte von 1971 bis 1976 an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Seit Abschluß ihres Studiums mit Diplom lebt sie als freischaffende Künstlerin in der österreichischen Hauptstadt.

Ihre Kindheit und Jugend verbrachte Leena Nauma-nen in Finnland. Die Verwurzelung und Bindung an die dortige Landschaft ist ihren Werken abzulesen, und Titel - wie zum Beispiel Rauchsäulen, Windnest, Mondseite und Wandlung - lassen die Naturverbundenheit der Künstlerin erkennen.

Das Material ihrer Objekte mit dem sichtbaren Prozeß des zeitlichen Vergehens läßt sich an dem Kreislauf der Natur und der Jahreszeiten in einem Landstrich denken, der von viel Dunkelheit und von wenig, aber einprägsamer Helligkeit gekennzeichnet ist. Klarheit, Strenge und Ordnung ergibt sich im Aufbau der Arbeiten durch die von Leena Naumanen gewählte Technik im Weben als künstlerisches Ausdrucksmittel. Hier greift sie auf ihre Wurzeln zurück, auf die in Nordeuropa nie unterbrochene Tradition des Webens am Flachwebstuhl.

Vorwiegend werden von ihr alte und zum Teil angebrannte Dachschindeln aus Holz als erzählerische Komponente mit eingewoben. Dieses Material steht für Vergängliches und Vergänglichkeit, wird aber in Form des Gewebes neu aufgebaut, neu geschaffen, und so entsteht in einer sich abwechselnden Folge das immerwiederkehrende Bild der Welt zwischen Entstehen und Vergehen.

In den jüngsten Arbeiten „Gesichtsschirme" und „Schutzschilder" scheint neben dem individuellen Wunsch nach Schutz auch das kollektive Schutzbedürfnis angesprochen zu sein.

In unserem Jahrhundert wurde Gefundenes, Weggeworfenes, Wertloses auf verschiedene Weise in den Kontext der Kunst hineingenommen und bewahrt. Leena Naumanen hat einen ganz eigenen Weg gefunden, sich darin in ihrem textilen Medium einreihen zu können.

Marga Persson